Meine letzte Nacht war eindeutig zu kurz. Ich habe gestern Abend noch mit einer Bekannten telefoniert, die um einen Rückruf bat und einen Rat von mir haben wollte. Ich wollte eigentlich gar nicht zurückrufen, aber immerhin habe ich es nach einer Stunde geschafft, das Gespräch zu beenden: „Ich habe dir gesagt, was ich dazu denke. Ich bin nun müde und muss morgen früh raus!

Immer wieder muss ich ausbaden, dass ich es nicht geschafft habe, „Nein“ zu sagen oder Grenzen zu setzen: Ich führe Gespräche, vor denen sich andere drücken, nehme Termine wahr, obwohl ich eigentlich seit einer Stunde nicht mehr arbeite, ich rufe zurück, obwohl ich eigentlich hundemüde bin, ich backe einen Kuchen, weil alle anderen Wichtiges zu tun haben (und das hätte ich auch),… Mir fällt es oft ganz schön schwer, „Nein“ zu sagen.

Wenn ich ehrlich zu mir bin, steckt da ganz schön viel Angst dahinter. Die Angst, andere mit einem „Nein“ vor den Kopf zu stoßen oder abgelehnt zu werden, zum Beispiel. Oder die Angst davor, etwas verpassen zu können, den Anschluss zu verlieren.

Aber ich mache Fortschritte! Denn ich habe gelernt, dass ich auf mich Acht geben, mit meiner Zeit und Energie haushalten und zu mir und meinen Prioritäten stehen muss. Das bedeutet auch, dass ich noch mehr lerne, „Nein“ zu sagen und meine Grenzen zu erkennen und wahren.

Selbstwert
Nein sagen, Grenzen wahren
Foto: Alexander Kovalev, www.pexels.com, kostenlose Nutzung

Hier sind meine Tipps, die mir helfen, auf eine nette Art ablehnen zu können:

  • Bedenkzeit erbitten. Damit ich nicht überstürzt etwas zusage, was ich eigentlich gar nicht will, bitte ich um etwas Zeit zum Nachdenken und teile dann auch gleich mit, wann ich eine Antwort geben werde. („Ich denke darüber nach und gebe dir morgen Bescheid!„)
  • Ich zeige Wertschätzung für den anderen und das Angebot. („Das ist eine tolle Idee, aber leider lässt meine Zeit dies nicht zu.“ „Mit dir würde das wirklich Spaß machen, aber leider habe ich zu diesem Termin keine Zeit mehr!“)
  • Mitgefühl statt Zusage. Gerade bei indirekten Anfragen tendiere ich oft zu schnellen Reaktionen. („Wäre ich nicht krank geworden, hätte ich viel mehr geschafft!“) Hier kann ich mit Mitgefühl statt mit der Zusage von Hilfe und Unterstützung reagieren („Das tut mir sehr leid für dich!“).
  • Was ich mir vor allem immer wieder vor Augen führen muss: Ein klares „Nein“ kann mir viel Ärger ersparen, denn es beugt Missverständnissen vor.

Ein „Nein“ muss also nicht hart oder unfreundlich sein. Vor allem ist ein „Nein“ immer ein „Ja“ zu mir und meinen Bedürfnissen.

Nein zu sagen kann ganz unterschiedlich klingen:

Momentan ist alles etwas viel. Gerne ein anderes Mal.

Ich würde gerne, aber momentan passt es nicht.

Vielleicht nächstes Mal. Heute kann ich nicht.

Ich danke dir, aber ich schaffe es leider nicht.

Es tut mit leid, aber heute brauche ich etwas Zeit für mich.

Ich habe gelernt, dass ich das „Nein-sagen“ üben kann. Und ich kann beobachten, in welchen Situationen es mir leichter fällt als in anderen. Dadurch kann ich mich und meine Ängste besser kennen lernen und reflektieren.

Nein sagen lernen

Vor allem anderen dient das Nein-sagen dafür, dass ich mich und meine Grenzen schütze. Gegen die Angst vor Ablehnung hilft es mir, mehr bei mir zu sein und und mir meinen Selbstwert bewusst zu machen und mein Selbstvertrauen zu stärken. Eine Lebensaufgabe, wie ich immer wieder feststelle. Jedoch gibt es ein paar Punkte, die ich mir immer wieder vornehme:

  • Ich mache mehr von den Dingen die mich stärken, die mir helfen, mich gut zu fühlen und dir mir mich näher bringen. Ich tue das ganz alleine für mich.
  • Ich stärke die Verbindung zu mir, meinem Körper, meinen Gefühlen und meiner Intuition. Dafür entscheide ich, dass mein Körper mein Zuhause, mein sicherer Ort ist. Er ist ein Ort des Vergebens und des Respekts.
  • Ich vergebe mir ganz bewusst selbst, wenn ich es einmal nicht geschafft habe, Nein zu sagen, obwohl ich es nicht wollte. Ich versuche, mir meine Learnings vor Augen zu halten, die ich durch meine „Fehler“ gewonnen habe.
  • Ich mache mir bewusst, dass ich die Person bin, die sich für mich, meine Grenzen und das, was richtig für mich ist, einsetzen muss. Und das unabhängig davon, was andere denken mögen.

Was hilft dir dabei, Nein zu sagen und deine Grenzen zu wahren?

P.S.: Ich habe mir in diesem Beitrag vor einigen Jahren schon einmal Gedanken über das Nein-sagen und meine Prioritäten gemacht.